Das Tafelklavier von Richard Wagner
Pianoforte-Fabrik Aloys Biber München, Baujahr 1857
Holz, Gußeisen
Heimatmuseum Pohlheim
Die Stifter des Klaviers erfuhren beim Erwerb: "Das Klavier stammt aus dem Besitz der Familie Reinhard aus Aschaffenburg. Der Urgroßvater von Sandra Einhardt, Alfred Freymüller, war Oberinspekteur der Bayr. Seen und Schlösser und unterhielt freundschaftliche Kontakte zur Familie von Richard Wagner in Bayreuth, in deren Besitz sich das Klavier befand und auch gespielt wurde. Nach seinem beruflichen Wechsel nach Aschaffenburg bekam Herr Freymüller das Klavier als Anerkennung von der Familie Richard Wagner geschenkt."
Richard Wagner und seine Klaviere
Richard Wagner hatte eine Vielzahl von Klavieren: 1851 schrieb er an Franz Liszt, er habe dem Verlag Breitkopf & Härtel statt der ausstehenden Bezahlung für einen Flügel angeboten, den Lohengrin bei ihnen zu verlegen. Seit 1855 besaß Wagner einen Flügel von Érard, den er auch auf Reisen mitnahm. 1867 erhielt Wagner zum 54. Geburtstag von König Ludwig II. ein Tafelklavier von Bechstein, das auch als Schreibtisch genutzt werden konnte (Stadtgeschichtliches Museum Leipizig MT011392 ), 1872 einen Bechstein-Flügel. Wagners modernstes Musikinstrument war ein Steinway-Flügel von 1872, der bis zu seinem Tod in seinem Besitz blieb. Für seine Italienaufenthalte besaß Wagner zwei Klaviere von Ibach.
Quelle: Klaviere für Richard Wagner, Thierry Gelloz
Das Tafelklavier
Beim Tafelklavier sind die Saiten horizontal und quer angebracht, Taste und zugehörige Saite laufen also ungefähr rechtwinklig zueinander. Diese Konstruktion ermöglicht eine Gestaltung des Gehäuses in Form eines Tisches ("Tafel"). Das Instrument kann somit in geschlossenem Zustand als Anrichte verwendet werden und nimmt weniger Raum in Anspruch als ein Flügel. Tafelklaviere waren im 19. Jhdt. sehr beliebt. Berühmte Musiker wie Franz Schubert, Clara Schumann, Robert Schumann, Richard Wagner und Franz Liszt spielten und komponierten ihre Werke auf Tafelklavieren.
Der Hof-Pianofabrikant Aloys Biber in München
Aloys Aegydius Biber (1804 - 1858) stammte aus einer Klavierbauerfamilie aus Ellingen. 1848 erhielt er in München die Konzession für einen Klavierbaufabrikbetrieb und durfte den Titel „Hof-Pianofabrikant“ tragen. Seine Klaviere galten als Spitzenprodukte. Ab 1850 wurden Tafelklaviere zunehmend industriell gefertigt, erkennbar auch bei diesem Klavier an dem Rahmen aus Gußeisen.