Ein Rundgang durch das Museum

Vom Wohnhaus zum Museum

Das Museumsgebäude wurde im Jahr 1900 als Wohnhaus errichtet. Nach einer wechselvollen Geschichte, in der es auch einige Jahre als Bürgermeisterei diente, wurde 1994 in drei Zimmern im Erdgeschoß die „Heimatstube“ geöffnet. Seit 2005 wird das ganze Gebäude als Heimatmuseum genutzt.

Die Zigarrenherstellung

In einen Vorraum gegenüber der Eingangstür werden Utensilien zur Herstellung von Zigarren gezeigt. Das Gießener Land zählte ab Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem der führenden Standorte der Zigarrenfabrikation in Deutschland.

Auch in Watzenborn-Steinberg und den umliegenden Dörfern gingen bis 1967 viele Frauen einem Nebenerwerb in einer Zigarrenfabriken nach – in der Fabrik oder in Heimarbeit.

Gezeigt werden ein typischer Arbeitstisch auf dem der zerteilte Tabak lag. Den Tabak holte man Beginn des Arbeitstages vom Dachboden der Fabrik. Durch Formhölzer wurde der Tabak in die Zigarrenform gepresst. Zuletzt wurde das Deckblatt um die Zigarre gewickelt und mit etwas Leim aus dem Leimtöpfchen fixiert.

Mehr zur Zigarrenfabrikation in Pohlheim

Die Sommerküche

Die Sommerküche, die, wie der Name schon sagt, in den Sommermonaten genutzt wurde, schließt sich an. Hauptbestandteil ist der große Waschkessel, der mehrere Funktionen hatte. Er wurde zum Waschen von Kochwäsche, beim Schlachten (heißes Wasser zum Brühen, Kochen von Fleisch und Schwarten, Erhitzen der Kochwurst) und zum Kochen des „Hoinks“ (Pflaumenmus) benutzt.

In der Sommerküche sind eine Sammlung von alten Bügeleisen und diverse Haushaltsgeräte ausgestellt.

Küche, Schlafzimmer und die „Gud Stubb“

Blick in die Küche
Blick in das Schlafzimmer

Im Hochparterre befinden sich die drei Wohnräume, die zeigen, wie eine dörfliche Wohnung zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts eingerichtet war: Die Küche, das Schlafzimmer und das Wohnzimmer, die sogenannte „Gud‘ Stubb“. Das Wohnzimmer wurde meist nur an hohen Feiertagen und zu Weihnachten genutzt und beheizt.

Das Musikzimmer

Neben dem Wohnzimmer finden wir auf der linken Seite das „Musikzimmer“. Dieses erinnert mit Portraits einheimischer Chorleiter und alten Musikinstrumenten an das „Singende Dorf“ Watzenborn-Steinberg mit seiner langen Chortradition. Ein besonderes Prunkstück ist das historische Tafelklavier aus dem Jahr 1857.

Das Trachtenzimmer

Auf halber Treppe befindet sich rechts der Eingang zum Trachtenzimmer, in dem die Watzenborner Trachten zu sehen sind.

Die ebenfalls ausgestellten Schürzentaschen („Doaschesäck“) und Gießenkörbchen („Geißekerwsche“) waren unverzichtbare Bestandteile der eigenständigen Watzenborner Trachten.

Die Trachtenpuppensammlung

Im 1. Stock rechts sind Trachtenpuppen aus verschiedenen hessischen
Regionen ausgestellt. Anhand der kleinformatigen Trachtenträger und -trägerinnen lässt sich die Entwicklung der Watzenborn-Steinberger Tracht verfolgen: Ausgehend von der reichen Hüttenberger Tracht, entwickelte sich eine eigenständige Form der Watzenborner Tracht. Auch die modernste Variante der Tracht aus der Mitte des 20. Jahrhunderts ist an zwei Puppen zu sehen.

Weitere Puppen sind in den Trachten der Schwalm oder der Trachtenregion rund um Marburg gekleidet.

Der Maler Fritz Bayer

Entlang der Treppe zum 2. Stock sind Gemälde des einheimischen Künstlers Franz Bayer ausgestellt, darunter schöne Ansichten Watzenborn-Steinbergs und seiner Umgebung. Einige der Radierungen, die der Künstler dem Heimatmuseum als Schenkung übergeben hat, können im Sitzungsaal im ersten Stock angesehen werden. Mehr über Franz Bayer erfahren Sie hier.

Das Pohlheim-Zimmer

Das sog. Pohlheimzimmer im zweiten Stock zeigt Gegenstände und Dokumente aus den sechs Pohlheimer Stadtteilen und aus den Partnerstädten.

Hier haben die sechs Stadtteile von Pohlheim die Möglichkeit genutzt, sich in jeweils einer Vitrine darzustellen. Dank der Unterstützung der Sparkasse Gießen konnte der Raum mit sieben solcher Vitrinen ausgestattet werden.

Ausgestellt in diesem Raum sind auch die 150 Jahre alten Trachten aus dem Gebiet Transsilvanien – Siebenbürgen, eine Schenkung an Friedhelm Rüb, den Vorsitzenden der Rumänienhilfe Pohlheim.

Das Kinder- und Spielzeugzimmer

Unterm Dach findet sich das Kinderzimmer. Hier kann man altes Spielzeug, Puppen, schöne Puppenstuben und Puppenwagen entdecken.

Schusterwerkstatt und Webstuhl

Die Schusterwerkstatt unterm Dach und der Webstuhl im restaurierten Faselstall erinnern an alte Handwerkstraditionen.

Die Buchbinderwerkstatt von Heinrich Schmandt

In der alten Buchbinderwerkstatt im Hof werden historische Buchbindergeräte gezeigt, die an den früher in Watzenborn-Steinberg tätigen Buchbinder Heinrich Schmandt erinnern. Mehr dazu lesen Sie hier.

In der Scheune

Letzte Station des Rundgangs ist die ehemalige Scheune, die zahlreiche Werkzeuge und Maschinen der bäuerlichen Landwirtschaft beherbergt. In einem Nebenraum sind historische Waschmaschinen, Metzgerwerkzeuge für die Hausschlachtung sowie Meiereigegenstände und gegenüber im früheren Ziegenstall der funktionsfähige Webstuhl ausgestellt.

(Unter Verwendung eines Textes von Hartmut Kolmer)