Hessentagspüppchen

1961 fand in Alsfeld der erste Hessentag statt. Das Landesfest wurde durch den damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn ins Leben gerufen, mit dem Ziel Alteingesessene und Zuwanderer zusammenzubringen und den zahlreichen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen ein Gefühl für ihre neue Heimat Hessen zu verschaffen.

Beim Hessentag 1971 in Eschwege wurde zum ersten Mal ein Hessentagspaar ausgewählt und von einer kleinen Version, den Hessentagspüppchen, begleitet. Die Püppchen konnten mit einer Sicherheitsnadel angesteckt werden und dienten als  Eintrittskarte und Souvenir.

Die Püppchen trugen wie ihre erwachsenen Pendants regionale Trachten oder nach historischen Vorbildern entworfene Gewänder. Dort wo keine Trachten überliefert waren, wurden neue gestaltet. Zeitgenössische Kleidung wie die Jeans in Dreieich 1977 blieb dabei die große Ausnahme.

Die letzten Püppchen wurden 2016 beim Hessentag in Herborn verkauft. Die nachfolgenden Ausrichterstädte haben sich aus Gründen der Nachhaltigkeit entschieden, keine Püppchen mehr anzubieten.

1971 Eschwege

Beim 11. Hessentag in Eschwege wurde zum ersten Mal ein Hessentagspaar gekürt und ein Püppchen herausgebracht: Ein Junge in Hessenkittel und mit Kappe! Anders als die kommenden Püppchen wurde die Figur ganz aus Plastik gefertigt und hatte keine beweglichen Arme oder Beine.

1972 Marburg

In Marburg kam als Püppchen ein Mädchen dazu. Sie trägt die Marburger evangelische Tracht mit Häubchen. Die Arme waren beweglich. 30.000 Exemplare werden von dieser Figur produziert.

1973 Pfungstadt

In Pfungstadt hing wieder ein kleiner Junge am Revers. Er hat bewegliche Arme und Beine.

1974 Fritzlar

In Fritzlar traten die Hessentagspüppchen zum ersten Mal als Paar auf. Von nun an waren sie das verkleinerte Abbild des Hessentagspaares.

1975 Wetzlar

Die Bekleidung der Püppchen von Wetzlar erinnerte an die Hüttenberger Tracht. Mit 35.000 verkauften Püppchen wurde ein neuer Rekord aufgestellt!

1976 Bensheim

Die Bensheimer Püppchen zeigten eine Form der Odenwälder Tracht.

1977 Dreieich

Die Stadt Dreieich war gerade erst im Zuge der Gebietsreform gegründet worden. Da es keine traditionelle Tracht gab, ließ man sich von der heimischen Jeans-Industrie inspirieren: Hessentagspaar und Hessentagspüppchen trugen Schlaghose und Rock aus Jeansstoff und ein T-Shirt mit dem Stadtwappen von Dreieich.

1978 Hofgeismar

Da in Hofgeismar schon lange keine Tracht mehr getragen wurde, empfand man die Kleidung von Hessentagspaar und -püppchen der Reinhardswälder Tracht nach. Die Folkloregruppe aus Hofgeismar, die sich nach dem Hessentag gründete, übernahm dann diese neue Tracht.

1979 Friedberg

1980 Grünberg

1981 Bürstadt

Dieses Pärchen hat Gerd Schwinn, der ehemalige Vorsitzender des Hessischen Trachtenvereins (HVT) uns freundlicherweise überlassen!

1982 Wächtersbach

1983 Lauterbach

In Lauterbach gab es keine im Original erhaltenen Trachtenteile. Die Tracht mit der charakteristischen weißen Radhaube wurde daher nach alten Abbildungen rekonstruiert. Die Haube wurde in extra dafür angefertigten Spanschachteln aufbewahrt. Die Kappe des Mannes war im Orginal mit Bieber- oder Otterfell besetzt.

1984 Lampertheim

1985 Alsfeld

Wie das goße Hessentagspaar aus Hattendorf bei Alsfeld trugen auch die Hessentagspüppchen die Schwälmer Tracht.

1986 Herborn

Erstmals für den Hessentag in Herborn wurde eine Fantasietracht erschaffen. Das interessiert auch die Wissenschaft: Ein „Bedürfnis nach hessisch-dorfeigener, kultureller Identifikation“ stellt die Marburger Volkskunde-Professorin Ingeborg Weber-Kellermann fest.

1987 Melsungen

Eigentlich wurde in Melsungen keine Tracht getragen. Für das Hessentagspaar und -pärchen wurde die Niederhessische Spitzbetzeltracht gewählt, benannt nach der charakteristischen Haube der Frau. Auch dieses Pärchen ist eine Schenkung von Gerd Schwinn.

1988 Hofheim am Taunus

1989 Frankenberg

Da Frankenberg keine eigene Trachtentradition hatte, lieh man sich für das Frauengewand die Bunstruhter Tracht aus. Der Mann trug dazu einen schwarzen Sonntagsanzug.

1990 Fulda

Die Bekleidung für das Hessentagspaar und die - püppchen der Barockstadt Fulda entward eine Musical-Kostümbildnerin in den Farben des Hessentags-Logos und mit barocken Elementen. 700.000 Besucher kamen zu diesem Hessentag.

1991 Lorsch

1992 Wolfhagen

In der Region um Wolfhagen im Waldeckschen Land gab es keine überlieferten Trachten. Für den Hessentag wurde eine Tracht neu zusammengestellt, darunter Stoffe mit dem traditionellen Blaudruck aus der Gegend. Die "bodenständige Tracht des Wolfhagener Landes" war geboren!

1993 Lich

In Lich war eigentlich der Fürstenhof das modische Vorbild. Für den Hessentag wurde aus alten Elementen eine neue Tracht erfunden. In diesem Jahr wurde zum letzten Mal das Puppenmodell mit geprägten Haaren und gemalten Augen verwendet.

1994 Groß Gerau

In Groß Gerau wurden zum ersten Mal Püppchen mit Schlafaugen und Haarperücken produziert.

1995 Schwalmstadt

In Schwalmstadt wurde natürlich die Schwälmer Tracht mit rotem Betzel getragen!

1996 Gelnhausen

1997 Korbach

Die Püppchen aus Korbach erinnerten an die rekonstruierte Waldecker Tracht mit Blaudruckstoffen.

1998 Erbach im Odenwald

Erbach zeigte die Odenwälder Tracht mit dem charakteristischen Dreispitz für den Mann.

1999 Baunatal

Die Kleidung aus Baunatal wurde einer alten niederhessischen Tracht mit der spitzen Frauenhaube, dem Spitzbetzel, nachempfunden.

2000 Hünfeld

2001 Dietzenbach

2002 Idstein

2003 Bad Arolsen

2004 Heppenheim

Das Pärchen trug die Odenwälder Festtagstracht.

2005 Weilburg

2006 Hessisch Lichtenau

2007 Butzbach

Die Bekleidung im Stil des Biedermeier von Paar und Pärchen aus Butzbach erinnerte an die Bedeutung der Stadt im politischen Geschehen um 1848.

2008 Homberg/Efze

Die Püppchen aus Homberg/Efze wurden in historischer Kleidung aus der Zeit der Reformation gekleidet. Die Kleidung war ein Entwurf von Schüler und Schülerinnen einer Homberger Schule.

2009 Langenselbold

Die Fotografie einer lokalen Schlossherrin aus der Mitte des 19. Jahrhunderts inspirierte in Langenselbold. Zum Biedermeierkleid der Gattin trug der Mann einen Gehrock und Zylinder.

2010 Stadtallendorf

In diesem Jahr wurde wieder Tracht getragen: die Marburger katholische Tracht. Leider hatte Stadtallendorf bei der Wahl einer neuen Herstellerfirma kein glückliches Händchen.

2011 Oberursel

2012 Wetzlar

Wetzlar nahm bei seinem zweiten Hessentag kostümgeschichtliche Anleihen in der Zeit von Goethe, Lotte und Werther.

In Kassel 2013 und Bensheim 2014 gab es keine Püppchen.  Kassel war sehr kurzfristig für Vellmar als Austragungsort eingesprungen- vielleicht war das der Grund. Warum es in Bensheim keine Püppchen gab ist dagegen bekannt: Die Fabrik in China, bei der die 5000 Püppchen für den Hessentag beauftragt waren, war zuvor abgebrannt. Sie sollten die Zeller Tracht tragen

2015 Hofgeismar

Passend zum Tourismusmarketing der Dornröschenstadt Hofgeismar wurden Paar und Püppchen wie Dornröschen und ihr Prinz gekleidet.

2016 Herborn

Beim Hessentag in Herborn gab es zum letzten Mal ein Püppchenpaar zum Anstecken. Dieses Pärchen hat uns freundlicherweise die Stadt Herborn zugeschickt!

2017 Rüsselsheim

Zum Hinstellen gedacht ist das Puppenpaar aus Rüsselsheim, in städtischer Kleidung vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieser neue Ansatz setzte sich aber nicht durch.

Die „Fair-Trade“-Kommune Korbach verzichtet 2018 auf die in China gefertigten Püppchen. Auch die nachfolgenden Austragungsorte entschieden sich gegen eine Neuauflage der Hessentagspüppchen.